Interaktive Planungskarten mit Contao und con4gis
Technische Grundlagen am Beispiel der OpenStreetMap
Die Geoinformationsdatenbank OpenStreetMap (OSM) wächst rasant. Täglich werden neue Daten gesammelt, die in Kombination weit über den Informationsgehalt einer üblichen Straßenkarte hinausgehen. Wahre Schätze schlummern in dieser Datenbank. Schätze, die erst visualisiert in und auf einer Karte gehoben werden können. Mit jedem neuen Projekt, das diese Daten nutzt und verfeinert, wächst das Potenzial. Keine andere Geodatenbank ist so breit gefächert und so nah an der Gegenwart.
Eines der Projekte, das sich OSM-Daten zunutze macht, ist die Einsatzkarte. Einsatzkräfte nutzen die interaktive Karte organisationsübergreifend nicht nur zur Orientierung in fremder Umgebung, sondern eben auch zur Lokalisierung potenzieller Bereitstellungsräume, zur Identifizierung möglicher Gefahrenpunkte, zum Abschätzen drohender Umwelteinflüsse, zum Auffinden möglicher Wasserentnahmestellen und selbstverständlich auch, um die nächstmöglichen Versorger aufzusuchen. Hat eine Einsatzkraft das Potential dieser Möglichkeiten erkannt, wird er oder sie einiges daran setzen, die eigene Umgebung bestmöglich in der Datenbank abzubilden. Dafür gibt es leicht zu erlernende Werkzeuge, wie ID, Potlach oder JOSM. Die Einsatzkarte ist eines von tausenden Projekten, die dafür sorgen, dass die OSM auch in den nächsten Jahren rasant weiter wachsen wird.
Es gibt Stimmen, die davon sprechen, dass bereits in den nächsten Jahren sehr vielen der über zwei Millionen in die OSM eintragenden Menschen (Mapper) langweilig wird, weil es nicht mehr genug zu tun gibt. Bei Wikipedia würde vermutlich niemand auf eine so absonderliche Idee kommen. Die Welt verändert sich Tag für Tag, außerdem wachsen mit den Jahren die Möglichkeiten. Längst werden Gelände- und Gebäudedaten auch dreidimensional gesammelt. Indoor-Mapping ist auch in der OSM-Gemeinde ein großes Thema – und spätestens, wenn die zeitliche Dimension ihr Abbild in der Datenbank findet (abrufbare OSM-Daten zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte), würden auch zehn Millionen Mapper niemals fertig werden.
Die Einsatzkarte ist mit dem GIS-Baukasten „con4gis“, einer Ansammlung von Contao-Erweiterungen gebaut, die das Open-Source-Content-Management-System um viele Funktionen für den GIS-Einsatz erweitert. Unter anderem ist die mächtige OpenLayers-Bibliothek integriert und für Contao-Nutzer intuitiv im Backend des Systems bedienbar. Komplexe, interaktive Karten können schnell und ohne Programmierkenntnisse in moderne Website gebracht werden, die auch für mobile Endgeräte geeignet sind.
Für die Abfrage der OSM-Datenbank nutzt „con4gis“ die von Roland Olbricht entwickelte Read-Only Overpass API – ein Meilenstein für die Nutzbarkeit von OSM-Daten. Die jeweils aktuellen Datenbankinhalte können durch leicht verständliche Abfragen quasi in Echtzeit im Kartenprojekt zur Verfügung gestellt und auf der Basiskarte dargestellt werden.
Mittels „con4gis“ können komplexe Kartenprojekte auch mit mehreren verschiedenen Karten aufgebaut werden. Ein gutes Beispiel dafür ist Mapcil. Mapcil ist eine Ansammlung von Planungskarten, den sog. Planungsszenarien. Zurzeit sind es über zwanzig verschiedene Karten, die themenbezogen OSM-Daten kombinieren. Szenarien wie Forschungsreise, Gesundheitstrip, Bauplanung oder Segeltörn demonstrieren u.a. den mächtigen Querschnitt der OSM-Datenbank.
Am Beispiel einer Forschungsreise von Mapcil lässt sich eine Planungskarte beschreiben: Man wandert mit der Karte in den niederländischen Ort Bourtange. Dort erkennt man im hohen Flug über der Karte die wiederaufgebaute Festungsanlage von 1742, die damals aus so einer Perspektive nicht bewundert werden konnte. Zoomt man näher an die Anlage heran und lädt über das Sternmenü (Starboard) ganz rechts z.B. die historischen Gebäude und klickt dann ein Gebäude an, kann man etwas über die Anlage direkt aus der OSM erfahren. Schaltet man die Unterkünfte dazu, hat man eine Möglichkeit gefunden, in der Vergangenheit zu wohnen. Über die Messwerkzeuge kann man herausfinden, dass man auf dem inneren Schutzwall der Anlage etwa 1,2 Kilometer unterwegs sein kann. Mit dem Editor kann man die für die eigene Zeitreise interessanten Punkte markieren … eine persönliche Planung entsteht. Die Karte ist übersichtlich, intuitiv bedienbar, kann gespeichert und im Internet mit anderen geteilt werden.
Der GIS-Baukasten wird und wurde in den vergangenen Jahren in vielen Contao Websites eingesetzt, dabei sind die Planungskarten nur eine der vielen Nutzungsmöglichkeiten. Von der einfachen Anreisekarte bis zur komplexen Kartenanwendung. Themen wie „historische Daten“, „Tierspuren“, „Gewässerschutz“ oder „Reisetagebuch“ sorgen dafür, dass der OpenSource-Baukasten weiter wächst. Eine neue Nutzerbasis findet über con4gis zu Contao 3 und 4, die wiederum die OSM kräftig füttert und neue Impulse für con4gis liefert. Nur diese „Tripple-Win-Situation“ zwischen Open Source, Open Data und Open GIS macht es möglich große Projektideen kostengünstig umzusetzen und das mit allen Vorteilen die Contao bietet plus das, was „con4gis“ liefert, u.a.:
- GIS-Systeme ohne Programmierkenntnisse aufbauen und veröffentlichen.
- Karten mit beliebigen Informationen erweitern und individualisieren
- benutzerdefinierte Sichten
- einfache Abfragen der OpenStreetMap
- Editor für Punkte, Strecken, Flächen
- praktische Messwerkzeuge
- Trackingdaten darstellbar
- Routenplaner
- Schnittstellen zu anderen Systemen (z.B. Kartendiensten)
- Datenerfassungsoptionen in Front- / Backend (con4gis-Projects, con4gis-Forum, con4gis-Poimanager, …)
Dieser Beitrag wurde eingereicht von Matthias Eilers, Küstenschmiede GmbH, aus Jever.
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