Mehr als ein CMS
Was der Contao Kosmos alles bietet
Lange Zeit konnte ich mich mit dem Konzept „CMS“ nicht so recht anfreunden. Die einen Systeme erschienen mir unnötig kompliziert, die anderen nicht mächtig genug. Zum Glück änderte sich dies, als ich Contao ausprobierte und lieben lernte. Einstiegshürden gibt es keine und man kann sofort ansehnliche Internetauftritte zusammenzimmern. Für die meisten reicht das schon aus, wenn man sich tiefer mit dem System beschäftigt entdeckt man jedoch, dass Contao mehr ist als einfach nur ein CMS.
Das Lego-Prinzip
Eine Website mit Contao zu erstellen ist für Designer nicht schwieriger als das Bauen mit Lego. Die einzelnen Bestandteile des Systems wie Seitenlayouts, Module und Inhaltselemente lassen sich wie Bausteine ineinanderstecken, kombinieren und austauschen. Wie man es aus der Kindheit von den dänischen Klötzen kennt ist das intuitiv verständlich und unendlich flexibel. Bauteile für Navigation, Suchfunktion, Nachrichten, Events, Formulare und passwortgeschützte Bereiche sind bereits im Kern ohne zusätzliche Erweiterungsinstallation einsatzbereit. Contao erzeugt daraus valides, barrierefreies HTML, das sich mit CSS auf Hochglanz stylen lässt. SCSS- und LESS-Dateien werden dabei automatisch vom System kompiliert, ohne das ein externes Tool nötig ist.
Auch für Redakteure ist die Arbeit mit Contao komfortabel. Zum einen liegt das an der komplexen Rechteverwaltung. Der Administrator kann bis ins kleinste Detail festlegen, welche Benutzergruppen welche Backend Bereiche, Seiten, Elemente und sogar einzelne Eingabefelder bearbeiten dürfen. Zum anderen lassen die vielfältigen Inhaltselemente bereits ohne Erweiterungen fast keine Wünsch offen und bieten leicht zu verstehende Eingabemasken für Texte, Bilder, Videos, Akkordeons, Slider und was eine moderne Website heutzutage sonst noch alles braucht.
Zusätzlich zu den umfangreichen Grundbestandteilen des Systems gibt es eine große Auswahl an Erweiterungen. Der Clou dabei ist, dass auch diese Plugins den bereits erlernten Konzepten folgen. Wo es in anderen CMS meist kein einheitliches Schema gibt, ist die Verwendung einer Erweiterung in Contao praktisch nicht vom Einsatz der Kernelemente zu unterscheiden. Hat man die grundlegenden Konzepte also einmal verinnerlicht, kann man sie an jeder Stelle anwenden.
Paradies für Entwickler
Wenn für ein Projekt die Standardfunktionalität und das umfangreiche Angebot an Erweiterungen nicht ausreichen, heißt es: Ärmel hochkrempeln und selber entwickeln. Bei einem Blick unter die Haube, also in den Code, wird schnell klar, dass bei Contao absolute Profis am Werk sind. Dank bekannter und liebgewonnener Konzepte der modernen Webentwicklung wie Objektorientierung, dem Model-View-Controller-Pattern und einer klassenbasierten Repräsentation der Datenbanktabellen hat man sich schnell eingearbeitet und kann ohne großen Aufwand eigene Ideen umsetzen. Dabei muss es nicht bei kleinen Erweiterungen bleiben. Contao lässt sich auch als Framework für aufwendige Projekte einsetzen. Mit ein wenig Übung lassen sich Anwendungen für die Ein- und Ausgabe beliebig komplexer Daten innerhalb kürzester Zeit erstellen. Typische Anwendungsbereiche wie Benutzerauthentifizierung, Eingabeverarbeitung und Datenspeicherung sind mit den Bordmitteln schnell gelöst. Nicht zuletzt sorgt eine großzügige Auswahl an Einhängepunkten dafür, dass man praktisch an jeder Stelle in das Verhalten des Systems eingreifen und es an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Contao war also schon immer ein Paradies für Entwickler. Seit der Version 4 hat sich das jedoch noch ein ganzes Stück gesteigert. In dem einfachen Satz „Contao ist jetzt ein Symfony-Bundle“ steckt riesiges Potenzial. Durch die Verwendung eines der beliebtesten PHP-Frameworks wird dem Programmierer ein Werkzeugkasten mit beinahe unbegrenztem Inhalt in die Hand gegeben. Auch wer bereits eine Symfony-Anwendung hat und nun noch CMS-Funktionalität benötigt, ist bei Contao an der richtigen Adresse. Contao richtet sich ganz klar nicht nur an Anwender sondern auch an Entwickler.
Eine Community zum Wohlfühlen
Ein Open-Source Projekt lebt natürlich von seiner Community. Diese ist in Contao besonders ausgeprägt. Wer ein Problem hat, sei es in der Anwendung oder in der Entwicklung wendet sich an das hilfreiche Forum und erhält in der Regel schon nach wenigen Minuten Antwort. Die Community ist bei Contao aber nicht nur virtuell. Auf Stammtischen in Städten wie Berlin, Hamburg, München und Stuttgart trifft man sich regelmäßig und erweitert sein Wissen bei Vorträgen, Diskussionen und dem gemeinsamen Lösen von Problemen.
Über das Jahr verteilt gibt es Events, bei denen die ganze Community zusammenkommt. Das wichtigste ist natürlich die Contao Konferenz. Hier erfährt man alles rund um das System und hat direkten Kontakt zu den Entwicklern. Seit 2016 gibt es mit dem Contao Agenturtag auch eine Veranstaltung, die sich speziell an Firmen richtet. Das Contao Camp ist eine bunte Zusammenkunft, bei der das Programm direkt am Veranstaltungstag gemeinsam mit allen Teilnehmern erstellt wird.
Es gibt also reichlich Gelegenheit, sich auszutauschen und an der Weiterentwicklung von Contao teilzuhaben. Hat man sich einmal darauf eingelassen, merkt man schnell, dass Contao mehr ist als „nur“ ein ausgezeichnetes CMS. Contao ist ein Framework, eine Community, ein Lebensgefühl. Und vielleicht auch eine Droge: Wer es einmal probiert wird nie wieder davon loskommen.
Dieser Beitrag wurde eingereicht von Jörg Moldenhauer, Marxup GmbH, München.
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